Weihnachten & Silvester
Hallo!
Eigentlich wollte ich ja zwei Artikel machen, da ich an
Weihnachten und Silvester in jeweils anderen Städten unterwegs war, hab mich
aber dann doch dagegen entschieden, weil es mir in dieser Zeit um ehrlich zu
sein nicht so gut ging. Deshalb habe ich das Gefühl, dass es besser ist, diese
beiden Sachen zusammenzufassen und so die ganze Zeit unter „schwierige Zeit“
abzuschließen und es dabei zu belassen.
Auch zu Weihnachten gibt es überall Lichterdeko |
Aber nichtdestotrotz gibt es einiges zu erzählen! Anfangen
will ich mit dem 23. Dezember, an dem die Weihnachtsfeier der Arbeitenden von
Sembres stattfand. Diese begann um neun Uhr am Morgen und dauerte bis um drei
Uhr am Nachmittag. Der ganze Tag bestand aus Spielen, etwa Reise nach Jerusalem
oder Bingo, Verlosungen (bei denen ich leider nichts gewann) und einem typisch
ecuadorianischen Mittagessen. Es gab „Hornado“ ein Gericht das hauptsächlich
aus einem gegrillten ganzen Schwein besteht (mit Kopf, usw.) und mit
verschiedensten Beilagen serviert wird. Unter anderem gab es bei uns Salat,
Mote (gekochter Mais), Patacones (eine Art Bananenchips) und Tostados (eine
andere Sorte Mais, die angebraten wird). So gab es für mich zwar weniger zum
Essen, hungrig musste ich dennoch nicht nach Hause gehen. Gerade die
Kindergärtnerinnen die mit mir arbeiten sind sehr verständlich und
unterstützend, wenn es um mein Essen geht.
Am nächsten Tag hieß es dann für mich auf nach Santo
Domingo! In der etwa drei Stunden westlich von Quito gelegenen Stadt wollte ich
mit Freund*innen und Mitfreiwilligen Weihnachten verbringen. Der Plan war
eigentlich ganz einfach. Ich wusste, dass die Busse dorthin durch Pomasqui
durchfahren und ich so nicht einmal zum Busterminal fahren musste, sondern ganz
bequem an der Hauptstraße, die fünf Minuten zu Fuß von uns entfernt ist. Leider
wussten weder ich noch alle anderen die an der Bushaltestelle warteten, dass
die Busse nach Santo am 24. Dezember nicht regulär fuhren. So wurde kurzerhand
improvisiert und wir fuhren bis nach Los Bancos per Anhalter. Von dort aus ging
dann endlich ein Bus nach Santo und so kam ich mit „nur“ drei Stunden
Verspätung bei den anderen in der WG an. Da die Stadt zwar nicht wirklich weit
weg, aber mehr als 2000 Höhenmeter unter Quito und im Nebelwald liegt, hatte
ich beim Aussteigen erst einmal einen kleinen Klimaschock. In der Stadt ist es
wirklich sehr, sehr schwül und obwohl es nicht sonderlich warm ist, schwitzt
man aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit doch sehr. Allgemein gefiel mir das
Flair der Stadt sehr. Es war alles sehr grün und die Leute schienen mir
entspannter zu sein als in Quito, vielleicht lag das aber auch bloß an den
Feiertagen.
Auch in Ecuador mit Weihnachtspulli unterwegs |
Die WG, die ich dort besuchte, besteht aus 3 Freiwilligen,
jedoch waren noch einige andere Deutsche zu Besuch, die Weihnachten auch nicht
mit ihrer Gastfamilie feierten und die Ferien fürs Reisen nutzten. Insgesamt
lief dann der Abend ganz entspannt und ruhig ab. Wir kochten gemeinsam und
redeten dann noch eine Weile bis Mitternacht. Denn dann begann die Messe in der
zum Projekt gehörenden Kirche, zu der die Anderen wollten. Ich blieb zuhause,
da ich nicht nur in die Kirche gehen wollte „weil es eben dazu gehört“, obwohl
ich nicht gläubig bin. Am nächsten Tag ging ich dann kurz in die Innenstadt und
auf einen Markt für Klamotten, Lebensmittel, Elektroartikel und wirklich fast
allem, was man sich vorstellen kann. Ich kaufte dort einige Sachen und fuhr
dann wieder in die WG um das Mittagessen, was dann eher zum Nachmittagessen
wurde, vorzubereiten. Es gab vegetarische Lasagne, die wirklich unglaublich
lecker war! Und da es danach auch schon fast dunkel wurde, musste ich dann
schon wieder los zum Busterminal um mich auf den Rückweg zu machen. Dort
angekommen, musste ich dann feststellen, dass es wiederrum keine Busse in den
Norden Quitos gab, sondern lediglich zum Terminal im Süden der Stadt, welches
fast 20 Kilometer von Pomasqui entfernt liegt. Mit kaum noch Bargeld war stand
ich dann kurz vorm verzweifeln in Santo Domingo, als mich zwei Reisende
ansprachen, da sie mitbekommen haben, dass ich auch in den Norden wollte. Sie
boten mir an, dass wir gemeinsam nach Quitumbe (in den Süden fahren) und von
dort abgeholt werden. Dankend nahm ich das Angebot an und hoffte, dass ich den
Fremden vertrauen konnte. Da man mir meine Verzweiflung anscheinend ansah,
gaben sie mir sogar etwas Essen und fuhren mich vom Terminal bis zu meiner
Haustüre. Nach diesen anstrengenden zwei Reisen, war ich dann wirklich
überglücklich endlich wieder in meinem Bett liegen zu können und wieder einmal
mehr als froh, dass mich meine Menschenkenntnis nicht enttäuscht hat.
Im Kindergarten haben wir natürlich auch gefeiert |
Am Tag darauf, also in Deutschland wäre es der zweite
Weihnachtsfeiertag gewesen, musste ich dann schon wieder arbeiten. Da der
Kindergarten aber nur optional war und so kaum Kinder kamen, habe ich gefragt,
ob ich im Garten helfen könnte. Da meine Chefin die Idee wirklich gut fand,
bestand meine Aufgabe für die letzten zwei Arbeitstage des Jahres dann im
Anpflanzen vieler Esspflanzen, wie Artischocken oder Rucola, und dem Ernten von
Tomaten. Rückblickend ist es schon wirklich seltsam, kurz nach Weihnachten
etwas anzusäen, jedoch sprießen zwei Wochen danach schon die meisten der
Pflanzen und das ist schon ein kleines Erfolgserlebnis!
Am Freitagnachmittag hatte ich dann das wohl größte Tief seit
ich hier angekommen bin. Da ich alleine Zuhause war und lange mit meinen
Verwandten in Deutschland telefonierte, vermisste ich so kurz nach Weihnachten
Deutschland doch sehr. Zum Glück hatte ich mich aber schon mit einer Freundin
verabredet um die Reise auf die Galapagos-Inseln Ende Januar zu planen, was
mich dann schnell ablenkte und ich so wieder mit etwas Zuversicht auf die
Feiern zum Jahresende blickte.
Denn zu diesem Anlass fuhren wir in den wohl bekanntesten
Partystrand im Land: Montañita! Die Reise ging Samstagabend los, sodass wir
Sonntagmorgen in dem kleinen Strandort ankamen. Dort trafen wir durch Zufall
erst einmal Freunde, die schon eine Stunde früher angekommen waren und gingen
mit ihnen zum Strand. Leider unterschätzen wir alle die Morgensonne und haben
uns ohne Ausnahme alle gleichmal verbrannt. Als wir dann in das Hostel
einchecken wollte, gab es dort gleich die nächste negative Überraschung: Im
Preis waren die Steuern von 12 % nicht mit berechnet und so wurde das Hostel
noch um einiges teurer. Aber es blieb uns nichts anderes möglich als das zu
akzeptieren, da das ganze Dorf ausgebucht war, und aus dem Fehler zu lernen.
Außerdem war das Hostel an sich wirklich schön, bis wir auf unsere
Mitbewohnerin stießen, mit der wir in den darauffolgenden Tagen dann einige
Konflikte hatten, da sie wirklich kein Verständnis dafür hatte, wenn wir uns
nicht komplett ruhig im Zimmer verhielten, wenn sie um 10 Uhr ihren Kater
ausschlafen wollte oder wir beim Heimkommen das Licht für zwei Minuten
angemacht haben.Aber wir nahmen es mit Humor und da wir eh kaum Zeit im Zimmer
verbrachten, schafften wir es sie einfach zu ignorieren.
Ansonsten waren die Tage am Strand eine wirklich sehr gute
Ablenkung und Abwechslung von Quito. Wir verbrachten fast die ganze Zeit im
Pazifik oder mit Fußball spielen im Sand. Abends sind wir dann in einige der
unzähligen Diskos gegangen, die der kleine Ort hat. Das Highlight war aber
natürlich Silvester selbst. Wir sind circa eine Stunde vor Mitternacht an den
Strand gegangen um uns mit Freund*innen zu treffen und gemeinsam ins neue Jahr
zu feiern. Dort wurden, wie überall in Ecuador, Pappmaschefiguren, in Form von
Menschen, Tieren und allen anderen erdenklichen Formen, verbrannt. Diese
Tradition soll die bösen Geister im alten Jahr zurücklassen. Zudem wurden (sehr
zu meinem Bedauern) Himmelslaternen steigen gelassen. Diese sahen zwar wirklich
richtig schön aus, aber da die Folgen für die Natur durch die Verschmutzung so
groß sind, hätte ich mir gewünscht, dass man doch auf diese verzichten hätte
können. Dies war trotz der schlechten Tage davor wohl eines der schönsten
Starts in das neue Jahr, die ich bisher hatte! Einfach die Atmosphäre am Strand
und auch in Kombination mit den Temperaturen, waren einfach einzigartig!
Am darauffolgenden Tag hieß es dann für uns leider schon
wieder aufbrechen, da wir am 2. Januar auch schon wieder arbeiten mussten.
Leider haben wir irgendwie verpeilt, dass wir eventuell nicht die Einzigen sein
werden würden, die an diesem Tag abreisen und haben so keinen Bus mehr direkt
nach Guayaquil, wo wir in unseren Bus nach Quito umsteigen mussten. Der einzige
Weg war somit mit einem vollen Linienbus eine Stunde in die nächstgrößere Stadt
zu fahren und dort unser Glück zu versuchen. Und es war wirklich viel Glück gefordert,
denn die Chance, dass wir von dort rechtzeitig einen Bus in die größte Stadt
Ecuadors bekamen, war verschwindend gering. Dort angekommen erwartete uns
nämlich eine 50 Meter lange Schlange für die Busse dorthin. In unserer langsam
aufkommenden Verzweiflung haben wir gefragt, wie viel denn ein Taxi kosten
würde. Da dieses aber teurer gewesen wäre als nochmal ein Ticket in Guayaquil
zu kaufen, entschieden wir uns schnell dagegen. Und dann kam auch schon unsere
Rettung. Einer der Busse, die eigentlich schon voll waren und das Terminal
verlassen hatte, hielt an und fragt nach, ob wir in der Fahrerkabine mitfahren
wollten. Wir konnten unser Glück wirklich kaum glauben, denn jetzt bestand
immerhin eine Chance, dass wir noch rechtzeitig für den anderen Bus ankommen
würden. Und auf jeden Fall hatten wir jetzt eine Geschichte zu erzählen, denn
auf den Stufen eines Reisebusses mitzufahren, macht man schließlich auch nicht
alle Tage.
Aber wir hatten nicht nur die Geschichte, denn tatsächlich
schafften wir unseren Bus nach Hause noch und kamen so wie erwartet um 7 Uhr am
nächsten Morgen am Terminal in Quito an. Von dort ging es dann direkt weiter in
die Arbeit und nach den anstrengenden letzten Tagen stand erstmal Erholung auf
den Plan. Für mich wurde diese Erholung dann eher zum auskurieren, da ich krank
wurde und so mit Grippe im Bett lag und für 2 Tage nichts anderes machte als
schlafen. Aber nachdem die Krankheit auch überwunden ist, kann es jetzt so
richtig losgehen im neuen Jahr! Vor allem auf die neuen Aufgaben in der Arbeit
und auf den Besuch meiner Eltern freue ich mich schon riesig und hoffe die
nächsten 7 Monate hier in Ecuador werden voller unvergesslicher Erinnerungen
gefüllt sein!
In diesem Sinne ein frohes neues Jahr & auf das all eure
Wünsche in Erfüllung gehen!
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