Ein ganz normaler Tag

Ein weiteres Mal liebe Grüße aus Quito!

Heute will ich einmal über ein Thema reden, dass für mich mittlerweile Alltag ist sprechen und ich es deshalb etwas vergessen hab, drüber einen eigenen Blogeintrag zu schreiben: Meinen Arbeitstag im Kindergarten!


Jeden Tag beginnt mein Tag um 7:30 Uhr, indem ich mich auf dem Weg zum Bus mache. In diesem fahre ich dann (mit geschätzt 130 anderen Menschen) zur Arbeit. Dort angekommen, werde ich von den anderen Profes und gefühlt 30 Kindern begrüßt. Insgesamt sind es im Kindergarten fast 90 Kleinkinder im Alter von 2 - 5 Jahren, unterteilt in fünf Gruppen. Als Profes sind wir eigentlich zu Acht, da aber vor gut einem Monat eine gekündigt hat, waren wir jetzt nur noch zu Siebt. Das mag relativ viel erscheinen, beachtet man aber, dass davon ich als Freiwillige am Anfang wirklich noch keine Abläufe kannte und mich auch noch nicht allzu gut verständigen konnte und zwei andere Profes Praktikantinnen sind und so auch noch nicht viel Praxiserfahrung hatten, waren die letzten Wochen sehr stressig.

Aber zunächst komme ich zum generellen Ablauf eines Kindergartentages. Zu Beginn gehen wir kurz in unseren Klassenraum um den heutigen Wochentag, das Datum und den Monat zu lernen. Danach geht es dann auch schon mit dem Frühstück weiter. Dies ist meistens entweder eine Tasse Tee, Milch oder ein dickflüssiges Hafergetränk mit Brot. Manchmal gibt es auch ein kleines Stück Käse oder Kochbanane für jedes der Kinder. Haben dann alle Kinder und auch wir Profes gefrühstückt, spielen die Kinder kurz draußen. Danach kommt es zum Teil des Tages an dem die Kinder wirklich sehr gefordert werden. So wird bereits mit den Jüngsten wirklich Unterricht gemacht, etwa indem Farben in Spanisch und Englisch benannt werden, Zahlen und Buchstaben gelehrt oder auch schon eine sehr simple Form der Sexualkunde gelehrt wird. Hier wird vor allem darauf geachtet, dass intime Stellen benannt werden und gesagt wird, dass Penis, Vagina und Mund keiner außer sie selbst berühren darf.

Beim Unterrichten wird versucht so viel mit verschiedenen Materialen zu arbeiten wie möglich, damit die Kinder ihre motorischen Fähigkeiten verbessern und auch ihr Interesse weiter aufrecht halten. Denn oftmals ist der*die Sitznachbar*in interessanter als die Lehrerin,die gerade vorne steht und zum zehnten Mal erklärt, was jetzt denn arriba und abajo heißt. So kleben wir vor allem in der kleinen Gruppe häufig Watte auf Arbeitsblätter, aber auch alle nur vorstellbaren anderen Materialen werden verwendet, unter anderem Nudeln und Gelantine in Pulverform. Durch die daraus entstehende Abwechslung klappt es sogar relativ gut den Kindern die Sachen beizubringen.

Nach ein bis zwei Arbeitsblättern, gibt es dann eine kleine Pause um Früchte zu essen. Eines meiner kleinen Highlights am Tag, denn ersten sind wir dafür draußen, zweitens ist es wahnsinnig süß, die Kinder dabei zu beobachten, wie sie ein Riesenstück Wassermelone essen und außerdem schmeckt das Obst hier so gut! Auch hier wird darauf geachtet, dass die Kinder sitzen bleiben und sie die Schalen und Kerne aufräumen.

Danach ist meistens noch etwa eine halbe Stunde bis zum Mittagessen, die wir entweder mit Spielen oder mit einer weiteren kleinen Aufgabe für die Kinder nutzen. Beim Mittagessen müssen die Kinder dann eine Suppe, eine Hauptspeise und Saft essen und trinken. Zu Beginn war ich wirklich schockiert, da die Kinder häufig weinten, weil sie nicht weiteressen wollten aber dann von den Kindergärtnerinnen weiter gefüttert wurden. Häufig haben sie auch gewürgt, weil sie nicht mehr konnten. Im Gespräch mit einigen Mitfreiwilligen stellte sich dann aber heraus, dass die Kinder es oft nicht gewohnt sind so viel zu essen, da sie auf armen Verhältnissen kommen und so das Geld dafür nicht reicht. Diese Kinder sind dann zum Ende des Jahres meistens die besten Esser*innen. Und nach fast 4 Monaten im Kindergarten muss ich sagen, dass es wirklich auffällig ist, wie sehr vor allem die anfangs schlechtesten Esser*innen im Moment meistens mit die ersten sind, die alles gegessen haben und uns das auch natürlich auch stolz präsentieren.

Als letztes, bevor es für die meisten heimgeht, wird jedes Kind umgezogen und die Hände und das Gesicht sauber gemacht, außerdem sollen sie helfen das Klassenzimmer aufzuräumen. Um 13:00 Uhr wird dann ein Großteil der Kinder abgeholt, einige sogar mit Schulbus! Danach bringen wir die restlichen ins Bett für den Mittagsschlaf und Essen schließlich selbst noch Mittag. Leider fällt dies für mich meistens nicht ganz so üppig aus, da die Suppe immer mit Hühnchen ist und auch die Hauptspeise meistens aus Reis mit Hühnchen besteht. Zum Glück ist die Köchin so toll und rücksichtsvoll, dass sie mir meistens ein bisschen Gemüse auf die Seite stellt.

Soweit, so gut, aber nun zum Grund, warum die Arbeit im letzten Monat so viel stressiger war. Aufgrund der Kündigung der einen Lehrerin wurden zwei Gruppen zusammengelegt, dabei handelte es sich um die Gruppe der Kleinsten (von Profe Mayte und mir) und einer der beiden 3-Jahre-Gruppen. So hatten wir ab diesem Zeitpunkt auf einmal 22 anstatt 8 Kinder zu betreuen und mussten so gut es geht den weiteren Unterricht gestalten. Schwierig war es vor allem, weil die ganz Kleinen ein ganz anderes Niveau haben, als die 3-Jährigen. So können die Jüngsten noch nicht selbstständig aufs Klo, können noch nicht wirklich sprechen oder alleine essen. Gleichzeitig sollte aber der Unterricht für die Größeren weitergeführt werden, was zu Beginn eine wirkliche Herausforderung war. Leider mussten darunter unsere Kleinen leiden, denn die Inhalte bzw. das Tempo in denen wir die letzten Wochen unterrichteten, wurde vor allem dem Lehrplan der Älteren angepasst.

Ab morgen ist diese Zeit jedoch auch vorbei, denn endlich wurde ein Ersatz für die Lehrerin gefunden. Heute habe ich erfahren, dass es sich um eine der Becas, d. h. Stipendiantinnen, handelt, die von unserer Fundación SEMBRES unterstützt werden. Obwohl ich mich freue, dass diese sehr stressige Zeit nun vorbei ist, werde ich die anderen Kinder doch auch vermissen (auch wenn ich sie in den Pausen und beim Spielen immer wieder sehe), denn ich hab sie vor allem die letzte Woche noch sehr ins Herz geschlossen. ❤️

Das war's jetzt auch schon zum allgemeinen Tagesablauf im Kindergarten, bald werde ich auch noch einen Beitrag zu den ganzen Festlichkeiten, die wir bis jetzt gefeiert haben, hochladen!

In diesem Sinne, liebe Grüße! ❤️

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